Im okumenischen Geist fiel mir die Jahreslosung 2016 ins Herz.

Besonders schön finde ich diese Gottesvorstellung: Jesaia spricht vom mütterlichen Trost Gottes. Gott offenbart sich mit den Zügen einer guten Mutter, wenn er sagt, dass auch er die Menschen trösten will, wie einen seine Mutter tröstet. Eine hohe Meinung von Frauen und ihren Fähigkeiten kommt hier zum Ausdruck. Wenn Gott Trost schenkt, will er Menschen wissen lassen, dass er da ist, nah bei ihnen, mittendrin im Geschehen, auch wenn es rundherum zappenduster ist.

Ich kann mir vorstellen, dass die heilige Angela diese Fähigkeit zu trösten in besonderem Maße hatte: Sie wusste um die wesentliche Bedeutung des Trosts, dessen alle Menschen bedürfen. Sie hat bei ihren vielerlei Begegnungen mit Rat suchenden Menschen und Jugendlichen sicher viel Trost in allen Lebenslagen schenken können. Sie konnte Menschen in ihrem Innersten berühren, und die Rat- und Trostbedürftigen spüren in ihren Worten den Paraklet, d.h. den Tröster, wie der Heilige Geist auch genannt wird. Angela Merici erwies sich dann wie eine gute Mutter, die von Herzen trösten konnte ohne zu vertrösten. Durch ihren Trost berührte sie das Innerste des Menschen. Sie erwies sich dann als eine Frau, die aus Verletzungen, Einsamkeit und Traurigkeit neue Perspektiven eröffnen konnte.

Damals und heute gehen wir Menschen im Kleinen und Großen durch unsichere und auch schwere Zeiten. Wir sind nicht allein, sondern gehalten und getragen in diesen Zeiten. Dieser Trost gibt festen Grund unter die Füße, sodass wir beherzt weiterschteiten können.

Wer tröstet ist einfühlsam, schenkt Zeit und Aufmerksamkeit und nimmt das Gegenüber ernst. Er nimmt die Trauer des Mitmenschen wahr und sieht den Schmerz derer, die leiden. Echter Trost beruhigt und hilft dem Menschen, sich wieder auf die eigenen Kräfte zu besinnen, lässt aufatmen und Zuversicht gewinnen.

Trost kann dann erfahren werden durch einfaches anwesendes Da-Sein. Trost kann sich ereignen in einem guten Gespräch, in der Stille der Natur, in der Musik, oder im Gebet sowie in der Bibel, dem Trostbuch der Menschheitsgeschichte, wie bei Jesaja ausgedrückt: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.

 

Margot Maier, Aggregierte der Ursulinen Straubing

 

 

"Seid getröstet, habt lebendigen Glauben und feste Hoffnung"
Angels Merici - Letztes Gedenkwort, S. 40

"Wenn eine verzagt seht, dann macht ihr Mut"
Angela Merici - 2. Gednkwort, S 32

 

Foto:
http//www.verlagambirnbach.de Jahreslosung
Motiv von Stefanie Bahlinger, Mössingen

 

 

zur Druckversion