"Auf ein Wort ..."

Advent

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst

Wir und Ihr

Nun ist wieder Advent und ganz schnell Weihnachten: Tannengrün, Kerzen und Plätzchen… Aber das ist ja nicht alles. Advent heißt Ankunft. Etwas Lebendiges, Leibhaftiges will zur Welt kommen. Dabei tun wir gerade alles, um unsere Welt lebensfeindlich zu machen, sowohl materiell – Stichwort Klimawandel – als auch ideell mit wachsendem egozentrischem Materialismus: Ich statt Ihr!

Ich habe einen ganz anderen Text im Ohr (Jesaja 2,2-5):

Und am Ende der Tage wird es geschehen, da wird der Berg des Hauses des HERRN fest stehen als höchster der Berge und die Hügel überragen. Und alle Nationen werden zu ihm strömen… Denn von Zion wird Weisung ausgehen und das Wort des HERRN von Jerusalem. Und er wird Recht schaffen zwischen den Nationen und für viele Völker Recht sprechen. Dann werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen umschmieden und ihre Lanzen zu Winzermessern. Nicht mehr wird Nation gegen Nation das Schwert erheben, und sie lernen nicht mehr den Krieg. Haus Jakob, kommt, lasst uns im Licht des HERRN leben!

Ein Sehnsuchtstext! Franz Kamphaus schreibt dazu1: „Die Verheißung des Reiches Gottes findet sich nicht ab mit dem Grauen und Terror gewalttätiger Ungerechtigkeit und Unfreiheit, die das Antlitz des Menschen und der Erde zerstören. Sie besagt gerade nicht, dass es endlos so weitergeht wie bisher. So stellen es sich diejenigen vor, die schon in diesem Leben alles haben und trotzdem nie genug bekommen... Wer an das Kommen des Reiches Gottes glaubt, kann sich damit nicht zufriedengeben. Er hofft auf ein Glück, das nicht mit dem Unglück anderer bezahlt wird, auf eine Freude, die nicht Privatvergnügen weniger oder Gruppenprivileg bleibt, sondern alle erfasst. Christen erwarten „einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohnt“ (2 Petr 3,13). Sie verachten nicht das, was ist: Aber sie lassen sich damit allein nicht abspeisen. Ihre Sehnsucht greift über das Vorhandene hinaus... Es muss nicht endlos so weitergehen… dass immer größere Summen in Waffen investiert werden... Es müssen nicht täglich dreißigtausend Kinder unter fünf Jahren an Hunger und Mangelkrankheiten sterben. Die Schere zwischen Arm und Reich muss nicht immer weiter auseinandergehen.“

Von Albert Camus stammt der Satz: „Es herrscht das Absurde, und die Liebe errettet davor.“ Ist das Advent? Ein Kind kommt zur Welt, und alles wird gut? „Mit Jesus werden die Verheißungen Gottes nicht rundum erfüllt, sondern bekräftigt.“ Ja: Aus Ich und Ihr kann Wir werden…

Sr. Brigitte Werr osu, Straubing

Franz Kamphaus, Die Sternstunde der Menschwerdung. Weihnachtliche Anstöße. Freiburg i.Br. 2. Aufl. 2010, S.17f und 43

 

Es herrscht das Absurde,
und die Liebe errettet davor.

Albert Camus

Gefunden in:
Reiner Kunze, eines jeden einzige leben, gedichte, S. 37
Frankfurt/Main, 1986

 

Bild: climate-4536618 - Foto von Daniel Kirsch auf Pixabay

 

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