Ganz subjektiv gesehen: Der 100. Katholikentag in Leipzig war anders als der 99. in Regensburg. Nicht, dass es weniger kontroverse Diskussionen gab, aber ich habe sie als respektvoll erlebt. Haben wir etwas gelernt? Ja:
Umweltbewusstsein. Es ist sicher kein Zufall, dass viele auf Drucksachen verzichteten, um Papier zu sparen: „Das suche ich mir im Internet…“
Klimawende. Wirtschaftsminister Gabriel äußerte sich dezidiert zu Energiewende und Kohleausstieg: „Auch die Lausitzer wissen, dass die Kohleverstromung keine Zukunft hat… Die Energiewende ist eine gewaltige Chance für den Industriestandort Deutschland…“
Menschenwürde. Starken Beifall bekam Kardinal Marx für seine Forderung nach einer menschenwürdigen Behandlung von Flüchtlingen: „… niemand wird zurückgeschickt in eine Situation, in der Krieg oder Verfolgung herrschen.“
Offenheit. Kirchenferne Leipziger kamen an die Stände: „Ich wollte mal gucken…“
Ein neues Klima des Dialogs und der gemeinsamen Verantwortung? Ja, in Leipzig hat sich die Kirche politischer, offener und kommunikativer gezeigt. Das Beispiel von Papst Franziskus macht vielen Mut.
Umso trauriger ist es, dass so viele den Angstmachern hinterherlaufen. Was können wir ihnen entgegensetzen? Kardinal Marx hat beim Abschlussgottesdienst dazu aufgerufen, eine Kirche zu sein, die nicht ihre eigenen Probleme zelebriert, sondern hinausgeht, sich für den ganzen Menschen interessiert und sich für die Benachteiligten dieser Welt engagiert.
Angela Merici hat uns gesagt, dass wir das Miteinander gestalten können, indem wir einander Wertschätzung und Ermutigung schenken. Ziehen wir den Kreis nicht zu klein. Er endet nicht an unserer Haustür, nicht am Ortsrand, nicht an der Grenze Deutschlands oder Europas. Sondern er schließt die gesamte Schöpfung Gottes ein. In diesem Rahmen bin ich meinen Fähigkeiten entsprechend verantwortlich da-für, dass die Klimawende gelingt.
Sr. Brigitte Werr osu, Leinefelde
Seid untereinander
durch das Band der Liebe verbunden,
indem ihr einander schätzt,
euch beisteht und einander ertragt
in Jesus Christus.
Angela Merici – Letztes Gedenkwort, S. 39