Warum genügte sich Gott nicht in einer Person? Und warum brau-chen Vater und Sohn noch eine dritte Person im Heiligen Geist? Über den Charakter der Dreifaltigkeit ist viel Kluges geschrieben worden, aber es bleibt ein Geheimnis, dessen wichtigste Aussage ist: Gott ist Gemeinschaft!

Die Miniatur aus der Bible historiale des Guyart des Moulins hat mich nachdenklich gemacht: Die Dreifaltigkeit Gottes als Modell für menschliche Gemeinschaft? Vater und Sohn sind zwar gleich geklei-det, unterscheiden sich jedoch nicht nur im Alter. Sie haben unter-schiedliche Aufgaben, wie die Attribute erkennen lassen: der Reichsapfel und die segnende Hand des einen, das Kreuz und die grausam durchbohrten Hände des anderen. Beide sind einander zu-gewandt, im Gespräch.

Und wie im Sturzflug mischt sich der Heilige Geist ein. In ihm nimmt die Gemeinschaft Gestalt an, er ist personifizierte Empathie, Selbstmitteilung und Wahrnehmung des Gegenübers in einem. Der Heilige Geist öffnet die Gemeinschaft von Vater und Sohn, ist Bote und Botschafter, verkündet Gottes Liebe allen Geschöpfen und holt die Welt herein in die göttliche Gemeinschaft, die sich selbst nicht genügt.

Nicht die Gleichheit der Partner macht Gemeinschaft aus, sondern der Dialog: einander anschauen, erzählen, zuhören, mitfühlen… Da-zu gehört auch die Offenheit für die Welt um uns. Wenn schon Gott drei Personen braucht, um sich selbst zu vollenden, wie viel mehr brauchen wir einander!

Sr. Brigitte Werr osu, Leinefelde

 

Die Kraft und die Ermutigung des Heiligen Geistes
sei in euch allen.

Angela Merici, Ricordi, Vorwort, S. 29

 

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