"Auf ein Wort..."

Vergangenheit

„Habt lebendigen Glauben und feste Hoffnung“
Angela Merici, Letztes Gedenkwort

Dankbar auf die Vergangenheit schauen

Je weiter man im Leben fortschreitet, desto größer wird die Sammlung an Lebenserfahrungen. Ganz einfach könnte man sie in drei Körbe einordnen: positiv, negativ und neutral, letzteres ist das, was einen nicht sehr berührt hat. Also geht es um die positiven und negativen Erfahrungen. Aber da kommt schon das nächste Problem: Sind die negativen Erfahrungen wirklich so negativ und gibt es nicht auch Schattenseiten an den positiven? Sogleich fällt die Schwarzweißmalerei eines Zebras weg und man tastet sich in den unterschiedlich hellen Grautönen der Esel durch die Welt. Doch, tatsächlich gibt es die Erfahrungen, die einem Tränen in die Augen treiben, von Schmerz oder Freude. Vielleicht zeigt dieselbe Körperreak-tion genau das an. Es ist schwer zu beurteilen, ob etwas gut oder schlecht für mich ist. Eine schwer erkrankte ältere Dame erzählte mir vor einiger Zeit von ihrer Tante, einer sehr frommen Diakonissin. Sie sagte: „Meine Tante sagte immer: Es gibt nichts, was schlecht für dich ist. Irgendwann wirst du einsehen, wofür es gut war.“ Manchmal dauert es Jahre oder Jahrzehnte, um zu solch einer Erkenntnis zu gelangen. Dann kommt der Punkt, an dem man plötzlich unendlich dankbar ist. Manchmal geht es allerdings nur ums Durchhalten. Und vielleicht kann man erst am Ende des Lebens dieses Gefühl der Dankbarkeit für das ganze Leben haben und darum ehrliche Tränen vergießen.

Dorothee Recker

 

Nicht die Glücklichen sind dankbar.
Es sind die Dankbaren, die glücklich sind.

Francis Bacon

 

Gott allein weiß für euch zu sorgen,
und er kann und will es;
er will ja nichts anderes
als euer Wohl und eure Freude.

Angela Merici, Regel, Kapitel 10, S. 24

 

 

Foto:
donkeys-105718 + zebra-4700343 auf Pixabay
(Collage Sr. Brigitte Werr osu)

 

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