"Auf ein Wort ..."

Gemeinschaft

Liebe deinen Nächsten wie dich selbst

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in uns’re Dunkelheit gebracht,
führ’, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.1

Auf einem Kalenderblatt las ich in dieser Corona-Zeit diese bekannten Zeilen von Dietrich Bonhoeffer. Gerade der Satz: „Führ’, wenn es sein kann, wieder uns zusammen“, traf mich. Für Bonhoeffer ging dieser Wunsch nicht mehr in Erfüllung und doch ist es ein zeitloser Satz mit neuer Aktualität geworden. Als der Kalender zusammengestellt wurde, wussten wir noch nichts von Quarantäne und anderen Beschränkungen: wir lebten mit den selbstverständlichen alltäglichen Kontakten in Gruppen, Feiern, Konzerten, Chören, Yoga-Gruppen, Sportvereinen usw…. Und in den normalen alltäglichen Kontakten, die so zum Leben gehören.

Nun ist man auf sich selbst und seine kleine Wohngemeinschaft zurückgeworfen, stärker mit sich selbst konfrontiert und mit den Nahestehenden. Neben Ruhe und Stille auch das Potential für Konflikte und Auseinandersetzungen mit sich selbst und/oder den Anderen. Die Flucht gelingt nicht mehr so leicht.

Vielleicht eine Gelegenheit, sich den eigenen Dämonen zu stellen.

Vielleicht um zu lernen, dass jeder / jede ein Geschenk ist – wenigstens in irgendeiner Weise.

Vielleicht um tiefer zu erkennen, wie wertvoll das Leben und die Gemeinschaft sind, über die wir nicht verfügen können.

Und dann die Freude, all die „unnützen“ Menschen wieder zu sehen, die man plötzlich vermisst.

Dorothee Recker

1 Dietrich Bonhoeffer (1906 -1945), im Brief vom 19.12.1944, in: Widerstand und Ergebung.

 

Ich bitte euch deshalb,
seid wachsam mit weitem und sehnsüchtigem Herzen.
Angela Merici, Regel, Einleitung, S. 8

 

Foto: Screenshot bearbeitet (SBr)

 

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