Nicht die Hoffnung verlieren

Bei einem Spaziergang über einen Friedhof fand ich dieses kleine Stiefmütterchen. Die Wege zwischen den Gräbern sind mit Schotter bedeckt, doch das Grün bahnt sich seinen Weg. Es war ein kühler Oktobertag. Das Laub leuchtete gerade in farbenfroher Pracht, doch graue Wolken in der Ferne kündeten ein stürmisches Wetter an. Für mich ist die winzige Blume ein Zeichen für Hoffnung, in allem Kalten und Harten. Der Schotter mit seinen verschieden gefärbten und geformten Steinchen hat auch seinen Reiz, aber davon leben kann ich nicht. Ich brauche mehr.

Angela Merici ließ in ihrem 5. Gedenkwort niederschreiben: „Sie sollen auch die feste Gewissheit haben, dass sie in ihren Nöten nie verlassen sind. Gott wird wunderbar für sie sorgen. Sie sollen nicht die Hoffnung verlieren.“ Ohne Hoffnung kann ich nicht leben. Bis an sein Lebensende braucht jeder Mensch Ziele und Wünsche und das Vertrauen, dass sich etwas davon erfüllen wird, was auch immer das sein mag. Das Leben und die Welt haben mehr zu bieten als das, was ich sehe, mehr als den grauen Schotter. Viel-leicht ist meine „Blume“ eine wiedergefundene Freundschaft, eine wiedergeschenkte Gesundheit, Mut in schweren Situationen, viel-leicht auch das Ahnen, dass hinter und nach unserem Leben eine andere Wirklichkeit existiert, deren Schönheit wir nur bruchstück-haft erkennen.

Dr. Ursula Bleyenberg, Wackersberg

 

Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen;
denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist,
der uns gegeben ist.“

Römerbrief 5,5

 

 

Foto:
U. Bleyenberg

 

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