BRESCIA

 

Die Beisetzung

Angelas Leichnam bleibt einige Tage im offenen Sarg in der Krypta der Kirche stehen, weil sowohl die Chorherren des Domes als auch die Franziskaner als auch die Kanoniker von S. Afra den Leichnam beanspruchen. Keiner will sich die Reliquien dieser Heiligen entgehen lassen. Die Verehrung nimmt noch zu, als man drei Nächte hindurch am Himmel über Sant’Afra einen hellen Stern bemerkt. Erst als das Indult gefunden wird, mit dem Angelas Wunsch entsprechend die Bestattung in Sant’Afra gestattet wurde, löst sich der Konflikt.

Diese drei Tage nutzt der Maler Moretto. Auf der Holztafel, die bereitliegt, um die Grabnische zu verschließen, hält er den liegenden Körper der Verstorbenen für die Nachwelt fest. Und er malt ein zweites Bild nach Art eines Porträts. Womöglich war Agostino Gallo der Auftraggeber. Das Original ist verschollen, es existieren aber mehrere gute Kopien dieses einzigen authentischen Bildes der Madre. Eines befindet sich hier im kleinen Museo des Centro Mericiano. [Bild Sakristei Desenzano]

„Das kleinformatige, in Grau- und Brauntönen gehaltene Brustbild zeigt die tote Angela Merici in strenger, realistischer Darstellung von frappierender Kunstlosigkeit: Nichts scheint inszeniert, es gibt keinen Bildraum, keine Bewegungsmomente, keinerlei Beigaben und Accessoires … Doch der Schlüssel zum Verständnis des Bildnisses liegt in der Exzeptionalität der gestellten Aufgabe, der Abbildung einer Toten, die schon zu Lebzeiten als Heilige verehrt wurde. Nur über die Ermittlung der historischen Gegebenheiten vermag man die Bedeutung des bescheidenen, fast monochromen Bildnisses für die Zeitgenossen zu erkennen – und nur so lässt sich die Konsequenz würdigen, mit der Moretto ein Werk schuf, das explizit auf den Anspruch verzichtet, ein Kunstwerk zu sein…“

 

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Totenbild Angela Mericis