Bei Sant‘Afra

Neben der Angela-Kapelle führt eine Tür in den Kreuzgang des Centro Mericiano und von dort in die Krypta. Die originalen Gebäude dieses Bereiches sind 1945 zusammen mit der Kirche zerstört worden [Bild] und wurden nach dem Krieg neu errichtet. Auf einer alten Katasterkarte [Bilder] ist zu erkennen, wo sich die „Camera di S. Angela“ befand. Es ist im südöstlichen Winkel des Innenhofes im heutigen Centro Mericiano zu denken. Und zwar im ersten Stock. Darunter befand sich der Raum, in dem die Schwestern Girelli 1864 die Compagnia di Sant‘Orsola nach der Napoleonischen Suppression neu gegründet haben. Das heute so genannte Sterbezimmer Angelas, zu dem man über die Treppe aufwärts gelangt, wie auch der angrenzende Kapitelsaal sind als symbolische Rekonstruktion zu verstehen. [Bild]

Angela wohnt hier nicht allein sondern mit Barbara Fontana. Ignatius Stone bemerkt dazu: „Indem Angela mit einer Hausgenossin zusammenzog, praktizierte sie selbst, was sie in ihrer Regel empfohlen hatte: „Wenn es unter ihnen Alte gibt, die nicht für sich selbst sorgen können, sollen sie aus Liebe unterstützt und betreut werden wie Bräute Jesu Christi.“ Angela ist jetzt sechzig Jahre alt. Da die Lebenserwartung damals um die vierzig Jahre beträgt, wird ihr bewusst geworden sein, dass ihre Tage gezählt sind… Eine starke Vorahnung des Todes finden wir in der Einleitung der Legati, ihrem Testament an die älteren Frauen: „Da ich jetzt aus diesem Leben scheide und euch als meine Erben in meinen Fußstapfen zurücklasse …“ Barbara Fontana ist bald nach Angela verstorben. Stone sagt bedauernd: „Was hätte sie uns alles über ihre letzten Tage erzählen können!“

Als Angela hier in St. Afra angekommen ist, lädt sie einige Frauen des Freundeskreises, der sich inzwischen um sie gebildet hat, regelmäßig ein. So beginnt sie mit der Formation, der Vorbereitung auf den Zusammenschluss. Das ist die Keimzelle der Gemeinschaft. Aber bald ist das Zimmer zu klein für die wachsende Gruppe.

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